Zentrum für Literatur
Aufgaben, Projekte und Kooperationen des
Das Zentrum arbeitet als außerschulisches Kompetenzzentrum für Lese-, Literatur- und Sprachförderung in den Bereichen Schule, Kindertagesstätte und Bibliothek schwerpunktmäßig für die Region Mittelhessen, wird mittlerweile jedoch von Personen und Institutionen aus ganz Hessen in Anspruch genommen. Diese Aufgabe wird insbesondere durch ein halbjährlich wechselndes Fortbildungsprogramm für Lehrer, Erzieher, Studenten, Bibliothekare und Eltern erfüllt, wobei die Zielgruppenmischung dieser Multiplikatoren Kern des pädagogischen Ansatzes ist. In diesem Angebot sind pädagogische Tage für Schulen enthalten, die Entwicklung von Lesekonzepten und Bibliothekskonzepten sowie Konzepte zur fächer-, schulform-, alters- und sprachübergreifenden Literatur- und Sprachvermittlung. Zentral ist die Vermittlung aktueller Kinder- und Jugendliteratur sowie die Lesefrühförderung. Das Zentrum wirkt an der Implementierung des Hessischen Bildungs- und Erziehungsplanes für Kinder von 0 bis 10 Jahren mit.
Das Zentrum bietet darüber hinaus Seminare sowohl für schwache wie für hochbegabte Schüler an. Es werden kindgerechte, kreative und thematisch variierende Bibliotheksführungen veranstaltet, wobei die Bibliothek als Erlebnisort erfahren wird. Zum Angebot gehören Kurse für kreatives Schreiben, Rezensionskurse, Anleitungen für Literaturrecherche und wissenschaftliches Arbeiten, zu Vorlese- und Vortragstechnik sowie ein Literaturclub.
Speziell für Eltern werden Beratungen zur Lese- und Literaturförderung innerhalb der Familie angeboten und durch regelmäßige Buchpräsentationen aktuelle Leseempfehlungen gegeben.
Projekte
Das Projekt „Vorlesen in Familien“ bildet in einem einjährigen Lehrgang Vorleser aus, die nicht nur in den üblichen Orten (Kindertagesstätte, Bibliothek, Seniorenheim, Nachbarschaftszentrum etc.) eingesetzt werden, sondern die sog. bildungsferne Familien ansprechen und sich als Vorleser zu ihnen nach Hause einladen lassen. In diesem deutschlandweit einmaligen Projekt soll die Zahl der Familien, die keinen Zugang zur Literatur haben und keine Bücher besitzen, reduziert werden, und insbesondere die Kinder dieser Familien sollen gleiche Bildungschancen erhalten. Dieses Projekt wird in Kooperation mit der Crespo Foundation durchgeführt, die den größten Teil der Finanzierung übernommen hat, und wird von der Universität Marburg sowie der Universität Frankfurt a.M. wissenschaftlich begleitet.
Das in Zusammenarbeit mit der Vereinigung der hessischen Unternehmerverbände entwickelte Projekt „Bücherkisten für Kindergärten“ erzielt Patenschaften in der heimischen Wirtschaft, die Finanzmittel für Bücherkisten für Kindertagesstätten bereitstellen. Die Bücher werden nach dem jeweiligen Profil der Kitas individuell zusammengestellt und den Einrichtungen übereignet. Projektziel sind kleine Kindergartenbibliotheken, deren Bücher nach Hause entliehen werden dürfen.
Basierend auf einer größeren Buchspende und auf Mehrfachexemplare der Phantastischen Bibliothek werden im Projekt „Modulare Kinder- und Jugend-Bibliothek“ thematische Buchkisten zusammengestellt, die als längere Leihgabe (ein oder zwei Jahre) an kleine Bibliotheken (Gemeindebibliotheken, kirchliche Bibliotheken, Schulbibliotheken) in Mittelhessen weitergereicht werden. Die Standorte der jeweiligen Themen sind allen beteiligten Bibliotheken bekannt, so dass ein regionales bibliothekarisches Verbundsystem entsteht.
Das Zentrum gibt eine eigene pädagogische Schriftenreihe heraus („Leseförderung“), in der praxisnahe Beispiele zu Leseförderaktionen beschrieben, Handreichungen gegeben und interessante praxisbezogene Examensarbeiten veröffentlicht werden.
Kooperationen
Das Zentrum für Literatur kooperiert inhaltlich mit dem Zentrum für Mathematik, der Abteilung Schule & Gesundheit des Staatlichen Schulamtes, dem Naturschutzzentrum Wetzlar, dem VDI Mittelhessen im Bereich Technik und Naturwissenschaft sowie im Bereich Frühpädagogik mit der Käthe-Kollwitz-Schule Wetzlar, Fachschule für Sozialpädagogik. Außerdem besteht eine inhaltliche Kooperation mit dem Staatlichen Schulamt für den Kreis Gießen und den Vogelsbergkreis.
Das Zentrum ist eine formelle Kooperation mit dem Institut für Jugendbuchforschung an der Universität Frankfurt a.M. eingegangen. Eine vom Amt für Lehrerbildung initiierte Kooperation mit der Lehrerausbildung im Fach Deutsch an der Universität Gießen ist aus mangelndem Interesse von Seiten der Universität nicht zustande gekommen.
Für die kommenden Jahre ist geplant, die obigen Kooperationen zu bündeln und mit weiteren Partnern auszubauen und im Gebäude der Phantastischen Bibliothek ein Kompetenzzentrum als Schnittstelle im frühkindlichen Bildungsbereich zu schaffen. Auch wird sich das Zentrum am Studiengang Frühpädagogik der Fachhochschule Gießen-Friedberg, Standort Wetzlar, mit additiven Angeboten beteiligen. Im Rahmen der Initiative Tekno-Now der Hessischen Landesregierung liegt der Hessen-Agentur ein Angebot zum Einsatz von Science-Fiction-Literatur zur Weckung des Technikverständnisses vor.
Bedeutung
Das Zentrum für Literatur fungiert mittlerweile als größter Fortbildungsanbieter in Hessen im Bereich Lese- und Literaturförderung. Die besondere Arbeit des Zentrums wurde sowohl in bibliothekarischen als auch in pädagogischen Fachzeitschriften gewürdigt und auf internationalen Bibliothekstagungen (Glasgow, Leipzig, Stuttgart) in Vorträgen dargestellt. Auf Einladung des Goethe-Instituts wurde das Modell „Zentrum für Literatur“ in Mexiko, Brasilien, Süd-Korea und Litauen vorgestellt. Im Februar 2008 ist erneut eine Delegation von Deutsch-Lehrern aus Brasilien zu einem längeren Arbeitsbesuch in Wetzlar. Im Rahmen der Kulturpartnerschaft Hessen-Litauen leitete das Zentrum auch in Vilnius, Kaunas und Klaipeda Seminare für litauische Deutsch-Lehrer.
Rechtsform und Trägerschaft
Das 2001 in Wetzlar gegründete Zentrum für Literatur ist eine eigenständige Abteilung in juristischer Trägerschaft durch die gemeinnützige Stiftung Phantastische Bibliothek Wetzlar. Die Stiftung hat die Finanzverwaltung des Zentrums übernommen; die pädagogische Verantwortung wird gemeinsam von der Bibliothek und dem mit dem Zentrum kooperierenden Staatlichen Schulamt für den Lahn-Dill-Kreis und den Landkreis Limburg-Weilburg wahrgenommen. Das Zentrum ist als Institution beim Institut für Qualitätsentwicklung (IQ) akkreditiert und durchläuft derzeit auch die Zertifizierung durch das Sozialministerium zur Multiplikatorenausbildung im Hessischen Bildungs- und Erziehungsplan von 0 bis 10.